Wachtürme an der Costa del Sol – Historisches auch in El Faro

Wachtürme an der Costa del Sol – Historisches auch in El Faro

Ein auffälliges Relikt aus längst vergangener Zeit kann in der kleinen Feriensiedlung El Faro bewundert werden. Dort steht oberhalb der felsigen Landspitze Punta de Calaburras ein jahrhundertealter Wachturm, einst Teil eines Überwachungssystems entlang der Küste, das zur Verteidigung des Königreichs Granada errichtet wurde. Die alten Wachtürme haben einen tiefgehenden geschichtlichen Hintergrund und spiegeln sowohl die maurische als auch die christliche Architektur und Geschichte wider, worauf wir im Folgenden etwas näher eingehen möchten.

Die Wurzeln der Wachtürme – Torres Vigías genannt – liegen in der maurischen Periode, im 13. Jahrhundert, als die Nasriden-Dynastie von Granada begann, an der Küste Türme zu errichten. Nach der christlichen Reconquista und der Vertreibung der Mauren im Jahre 1492 wurden ab dem frühen 16. Jahrhundert im Königreich Granada die bereits bestehenden Türme rekonstruiert und viele neue gebaut. Daher stammen die meisten der heute noch erhaltenen Wachtürme aus dieser Zeit. Die letzten Bautätigkeiten erfolgten schließlich im 18. Jahrhundert, als man begann, die Türme zu verstärken, um sie mit Kanonen zu bestücken.

Der Zweck der Türme war die Überwachung der Küste und die Abwehr von Invasionen, insbesondere durch Piraten, die ab dem 16. Jahrhundert verstärkt die Schifffahrt und die Küstendörfer angriffen, oft mit dem Ziel, Sklaven zu rauben. Städte wie Rincón de la Victoria, Benalmádena, Mijas, Marbella und Estepona waren hierbei besonders betroffen. Von den Wachtürmen aus wurden in Sichtweite gelegene Dörfer mit Feuer- und Rauchsignalen gewarnt. Die Besatzung eines Turmes bestand üblicherweise aus einigen wenigen Soldaten. Der Zugang erfolgte durch eine mehrere Meter über dem Boden gelegene Öffnung, die nur über eine Strickleiter zu erreichen war, wodurch das Eindringen von Feinden erschwert wurde.

Entlang der Costa del Sol stehen noch heute über 100 Wachtürme, die aufgrund ihrer robusten Konstruktion und ihrer fast durchgehenden Nutzung bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein erhalten geblieben sind. In der Spätphase dienten die Türme dann lange Zeit der Küsten- und Grenzüberwachung sowie der Schmuggelbekämpfung. Zuletzt wurden sie auch von der Guardia Civil genutz. Heute stehen die Wachtürme als wichtiger Bestandteil des kulturellen Erbes Andalusiens unter Denkmalschutz.

Wer nun seinen Urlaub in El Faro verbringt und sich zudem für spanische Geschichte interessiert, sollte einmal die Straße C/Granada entlangspazieren. Man trifft dann unweigerlich auf den alten Wachturm Torre de Calaburras aus dem 16. Jahrhundert, der dort aus nächster Nähe betrachtet werden kann. Die bereits erwähnte Zugangsöffnung liegt auf der dem Meer abgewandten Seite, zum Meer hin befindet sich ein Aussichtsfenster. Im späten 18. Jahrhundert wurde der Turm noch mit zwei Kanonen bestückt, die aber nicht mehr vorhanden sind. Dank der Hinweisschilder und einer Höhe von über 13 Metern ist der im Jahr 2023 sanierte und restaurierte Wachturm kaum zu verfehlen.

Auch in der näheren Umgebung von El Faro wird man bei der Suche nach alten Wachtürmen fündig. Sehenswert ist der im 18. Jahrhundert erbaute Wachturm im nahegelegenen La Cala – der Torreón de La Cala. Er steht direkt am Strand und ist eigentlich eine kleine Festung. Im Inneren befindet sich ein kulturhistorisches Museum, das gegen ein geringes Eintrittsgeld besucht werden kann und den Themen General Torrijos, traditionelle Fischerei und Wachtürme in Mijas gewidmet ist.

Von La Cala aus führt eine Wanderung auf dem wunderschönen Küstenpfad Senda Litoral de Mijas in westliche Richtung zu einem weiteren gut erhaltenen Turm. Es ist der aus dem 16. Jahrhundert stammende Torre de Calahonda. Er befindet sich direkt oberhalb des Küstenpfads, etwa auf halben Weg zwischen La Cala und Cabopino. Der kurz hinter La Cala stehende Torre Nueva sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Er ist recht weit vom Meer entfernt und kann vom Küstenpfad nur aus der Ferne gesehen werden.

Eine Fahrt mit der Personenfähre von Fuengirola nach Benalmádena bietet nicht nur einen herrlichen Blick auf die Küste, sondern vermittelt auch eine Vorstellung von den ausgedehnten Verteidigungsanlagen des alten Königreichs Granada. Die Fahrt in östliche Richtung geht vorbei an den drei Wachtürmen von Torreblanca, Torremuelle und Torrequebrada.

Direkt am Yachthafen von Benalmádena steht schließlich noch der Torre Bermeja aus dem 15. Jahrhundert. Inmitten der modernen Umgebung des Hafens, nahe beim Sea-Life-Aquarium, wirkt er etwas klein und verloren. Bedenkt man jedoch, dass er erst durch den Bau des Hafens seine privilegierte Lage zum Meer verlor, erscheint der Wachturm in einem anderen Licht.

Es sei noch angemerkt, dass der ursprüngliche Wachturm von Torreblanca um 1960 dem Bau der Küstenstraße zum Opfer fiel und unwiederbringlich verloren ist. Der heutige Turm hat mit dem historischen Wachturm Torre Blanca weder den Standort noch die Bauform gemeinsam. Er wurde wohl als Reminiszenz an das zerstörte historische Bauwerk errichtet und steht nun weiter westlich auf einem Hügel, unweit des markanten, 14 Meter hohen Osborne-Stiers – einst Werbung, heute als kulturelles Erbe Andalusiens geschützt.

Fotos: Dietrich Vogel (Titelbild und Bilder 8 bis 11) / Klaus Helbig (Bilder 1 bis 5) / Herman Martin (Bilder 6 und 7)